Die Naturschutzbegleitforschung ist ein wichtiger Bestandteil der Forschungen auf dem Windenergie-Testfeld auf der Schwäbischen Alb. Das Projekt "NatForWINSENT - Naturschutzforschung am Windenergietestfeld" untersucht das Verhalten von Vögeln und Fledermäusen in der Umgebung von Windenergieanlagen. So werden unter anderem mit einem Vogelradar Flugbewegung und Vogelzug erfasst. Gleichzeitig entwickeln die Forscher und Forscherinnen innovative Techniken, um Kollisionen von Vögeln und Fledermäuse mit Windkraftanlagen zukünftig noch besser zu verhindern. Diese Vermeidungsmaßnahmen werden mit Hilfe der umfassenden technischen Möglichkeiten am Stöttener Berg gleich vor Ort auf ihre Wirksamkeit überprüft.
Gleichzeitig sollen technische Erkennungssystemen, die bereits am Markt verfügbar sind, auf ihre Zuverlässigkeit getestet werden. An den Windmessmasten wurden Mikrofone in verschiedenen Höhen sowie am Turm und auf der Gondel der Forschungsanlagen angebracht, mit denen Fledermäuse erfasst werden können. 3D-Wärmebildkameras bilden das Flugverhalten der Fledermäuse im Bereich der Anlagen ab. Die Ergebnisse sollen mit dem Insektenaufkommen in unterschiedlicher Höhe sowie bei unterschiedlicher Windgeschwindigkeiten und Temperatur korreliert werden. Das Projekt wird zusammen mit erfahrenen Forscherinnen und Forschern renommierter Einrichtungen, unter anderem aus Österreich und der Schweiz, durchgeführt.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördern das Projekt.
Vordringliches Ziel der Naturschutzforschung am Windenergietestfeld sind Entwicklung und Test von Vermeidungsmaßnahmen, die in der Lage sind, Vögel besser vor Kollisionen zu schützen. Hierzu gehören insbesondere technische Systeme zur Detektion von Vögeln. Um deren Einsatzfähigkeit genauer zu untersuchen, wird über Radar, Telemetrie und Laser-Range-Finder das Verhalten von Greifvögeln am Testfeld detailliert erforscht. Da in Deutschland vor allem der Rotmilan im Fokus steht, wurden bereits mehrere am Testfeld lebende Rotmilane mit GPS-Sendern ausgestattet. Ihre Flugbewegungen werden nun kontinuierlich erfasst und unter anderem in Relation zu meteorologischen Parametern gesetzt.
Am Testfeld wird die Fledermausaktivität in verschiedenen Höhen kontinuierlich bestimmt – nicht nur an den Windenergieanlagen selbst, sondern auch an den vier Windmessmasten – und in Relation zu meteorologischen Daten gesetzt. Ein 3-D-Wärmebildkamerasystem erfasst zudem Flugwege von Fledermäusen, um Kollisionsursachen im Detail zu analysieren. Im Ergebnis sollen neue Vermeidungsmaßnahmen entwickelt oder bestehende, wie insbesondere Abschaltalgorithmen, optimiert werden.
Bislang existieren kaum Erkenntnisse zur Anlock- oder Scheuchwirkung von Windenergieanlagen auf Insekten, obwohl beispielsweise ein direkter Zusammenhang zwischen der Insektenaktivität und der Gefährdung von Fledermäusen an Windenergieanlagen vermutet wird. Am Testfeld wird die Insektenaktivität mit speziellen Fotofallen und mit Radarmessungen bestimmt, um damit die Abhängigkeit der räumlichen und zeitlichen Verteilung des Insektenaufkommens von meteorologischen Parametern zu erforschen.