// Photovoltaik: Die Effizienzgrenzen überschreiten

Die wissenschaftlichen Projektleiter bei einem Projekttreffen am ZSW in Stuttgart (v.l.n.r.): Prof. Dr. Michael Saliba (ipv), Prof. Dr. Michael Powalla (ZSW), Prof. Dr. Ulrich Paetzold (KIT). Foto: ZSW

Glovebox-Array: Forschungsanlage zur Entwicklung innovativer Perowskit-Dünnschicht-Halbleitermaterialien für Solarzellen. Foto: Claudiu Mortan, Universi-tät Stuttgart.

Das ZSW-Gebäude in Stuttgart ist mit Dünnschichtmodulen an der Fassade ausgestattet und ist somit ein Beispiel für bauintegrierte Photovoltaik mit neuen Photovoltaik-Materialien. Foto: www.hochbau-fotografie.de

Neu gegründetes Kompetenzcluster für Perowskit-Solarzellen erhält Starthilfe von Bund und Land

Das neu gegründete Kompetenzcluster „Perowskit-Kompetenzcluster Baden-Württemberg“ zur Entwicklung von Perowskit-Solarzellen erhält Starthilfe von Bund und Land: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) unterstützt das Vorhaben mit einer Millionen Euro und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg mit weiteren 418.000 Euro. Ziel des Clusters ist es, die Perowskit-Technologie schneller zur Marktreife zu bringen und gleichzeitig neue Produktionsprozesse zu erschließen. In dem Verbundprojekt arbeiten drei Forschungseinrichtungen aus Baden-Württemberg eng zusammen: das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), das Lichttechnische Institut (LTI) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie das Institut für Photovoltaik (ipv) der Universität Stuttgart.

Das Forschungsvorhaben ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Im Fokus stehen die Skalierung und Weiterentwicklung von Herstellungsprozessen für Perowskit-Solarzellen, der Aufbau einer Pilotlinie sowie der Technologietransfer in die Industrie.

Zu den wissenschaftlichen Leitern des Projekts zählen drei international anerkannte Experten auf dem Gebiet der Photovoltaik: Prof. Dr. Michael Powalla, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik am ZSW, ist spezialisiert auf Dünnschichttechnologien und deren Hochskalierung. Prof. Dr. Michael Saliba, Leiter des Instituts für Photovoltaik (ipv) an der Universität Stuttgart forscht zu Perowskit-Solarzellen mit Fokus auf kostengünstige, flexible und leistungsfähige Technologien. Prof. Dr. Ulrich Paetzold, Professor am KIT, arbeitet am Lichttechnischen Institut (LTI) zu innovativen Materialien und optischen Konzepten für Perowskit-basierte Tandemzellen.

Schlüsseltechnologie für die Energiewende

Die Photovoltaik ist eine der zentralen Technologien für eine resiliente und nachhaltige Energieversorgung in Deutschland und der Europäischen Union (EU). Diese Erzeugungskapazitäten sollen den stark anwachsenden Bedarf an elektrischer Energie für die Verbreitung von Elektromobilität, die Dekarbonisierung von Industrieprozessen, die Wärmeversorgung sowie die Produktion von grünem Wasserstoff abdecken. All dies kann nur erreicht werden, wenn die Leistungsfähigkeit konventioneller PV-Technologien weiter steigt, neue Anwendungsbereiche erschlossen werden und die Kosten weiter sinken.

Perowskit-Technologie – der Weg vom Labor in die Industrie für hocheffiziente Solarzellen

Photovoltaik in Dünnschichttechnik kommt ohne Siliziumwafer aus und stellt so mittelfristig eine resiliente Technologie im Sinne der Lieferketten und globalen Abhängigkeiten dar. Die Perowskit-Technologie kann bei erfolgreichem Qualitätsnachweis gerade hinsichtlich der Kriterien Nachhaltigkeit und Resilienz brillieren. Langfristig ebnen diese Dünnschichttechniken den Weg für die industrielle Produktion hocheffizienter Solarzellen, auch in Tandemkombination gestapelter Subzellen. Zudem können Produktionen für Solarzellen in Dünnschichttechnik bei nachgewiesener Qualität und Stabilität kleinskaliger aufgebaut werden. Hierdurch ergeben sich weitere Freiheitsgrade bezüglich der Finanzierung und der Standortwahl für Produktionen.

Wie revolutionär die Fortschritte in der Perowskit-Forschung sind, betont Prof. Dr. Michael Saliba: „Perowskite eröffnen uns eine völlig neue Materialklasse, die Effizienz, Nachhaltigkeit und Herstellungsflexibilität in einzigartiger Weise vereint. Gerade im Verbund können wir die entscheidenden Schritte gehen, um diese Technologie aus dem Labor in eine widerstandsfähige industrielle Anwendung zu überführen.“

Neue Anwendungen, neue Chancen

Welche Anwendungen sich eröffnen, erklärt Prof. Dr. Ulrich Paetzold: „Perowskit-Perowskit Tandemsolarzellen bieten das Potenzial, die Effizienzgrenzen heutiger Photovoltaik deutlich zu überschreiten – und das bei gleichzeitig verbesserter Ökobilanz. Die Technologie erlaubt Wirkungsgradsprünge für etablierte Photovoltaikanlagen in Freiflächen und auf Hausdächern. Zudem verspricht die Technologie neue innovative Anwendungen an Gebäudefassaden, auf Fahrzeugen und auf parallel landwirtschaftlich genutzten Flächen. Perowskit-Perowskit Tandemsolarmodule können auf starren und flexiblen Substraten hergestellt werden. Mit dem neuen Kompetenzcluster schaffen wir die Voraussetzungen, um diese Schlüsseltechnologie aus dem Labor in die industrielle Anwendung zu überführen und damit eine nachhaltige Energiezukunft zu leisten.“

Transfer in die Industrie im Mittelpunkt

Das Kompetenzcluster verfolgt einen konsequent industrienahen Ansatz. So soll der Aufbau eines Produktions-Technikums die Grundlage für eine spätere Serienfertigung schaffen. Ziel ist es, gemeinsam mit baden-württembergischen Maschinenbauern, Sensor- und Substratherstellern sowie Materiallieferanten entlang der gesamten Wertschöpfungskette industrielle Verfahren zu entwickeln.

„Die Skalierung der Perowskit-Technologie von der Forschung in die Produktion ist der Schlüssel, um innovative Solarzellen ‚Made in Germany‘ auf den Markt zu bringen. Nur mit effizienten industriellen Verfahren und starken Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette schaffen wir die Basis für eine wettbewerbsfähige und resiliente PV-Industrie“, so Prof. Dr. Michael Powalla zum Transfer in die Industrie.

Dank der sich ergänzenden Kompetenzen und Ressourcen im Cluster lassen sich aufeinander abgestimmte Prozess- und Technologieketten realisieren. Die Forschungspartner ZSW, KIT und ipv sind dadurch in der Lage, neue Materialien, Herstellungsverfahren, Verkapselungskonzepte, Methoden zur Charakterisierung, sowie Bauelementarchitektur für Perowskit-Solarmodule auf Glas und künftig auch auf flexiblen Folien zu entwickeln und das auf Flächen von bis zu 30x 30 cm².

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